Unerwartetes Gelingen

Es sei nun immerhin angezeigt, dass PvM, zu seinem eigenen ungläubigen Erstaunen, mit der Rohfassung seines Hauptwerkes fertig geworden ist. Arbeitsbeginn war der Sommer 2018 gewesen, und am 20.07.23 wurde der letzte Punkt hinter den letzten Satz gesetzt.

Fünf Jahre Arbeit, 4335 Seiten Goudy Old Style 11 Punkte, 2 668 307 Wörter, der Haupttitel steht schon lange fest, wird aber noch verschwiegen, aus naheliegenden Gründen, die Bandeinteilung und die Titel schweben noch im Reich des Ungefähren. Immerhin, die Rohfassung des Textes steht.

Wann immer PvM nicht mit seinem Rolli um die Häuser zieht, sitzt er am PC und bastelt an der Revision. Es sieht gut aus, sagt er, vielleicht klappt wirklich alles, und der erste Band kann bis zum Jahresende ausgeliefert werden.

(Update 07.08.24: Nein, geht alles nicht so schnell, es wird Ende 2024, viereinhalbtausend Seiten, das kostet mehr Revisionszeit als gedacht, PvM sitzt jeden Tag am Schreibtisch, aber insbesondere die ersten tausend Seiten mussten so gut wie neu geschrieben werden, zur Stunde ist die Revision des vierten Bandes fast beendet.)

Schon dich ein bisschen, rufe ich ihm zu, denn ich bin der Vernünftige in unserer Beziehung.

Keine Zeit, erwidert er, denn er ist der, der sich nichts sagen lässt.

Er weigert sich im Übrigen hartnäckig, den ersten Band freizugeben, bevor nicht der letzte Punkt hinter die Revision gesetzt ist. Bei mehr als viertausend Seiten und einer entsprechenden Personen- und Motivfülle ist die Gefahr zu groß, dass leere Fäden und Wiederholungen und Widersprüche und falsche Tonfälle hängenbleiben, es muss alles stimmen, vom ersten bis zum letzten Wort.

Und? Ist das dein letztes Wort?

Keine Ahnung, sagt PvM. Ich bin vom Medizinischen Dienst meines Bundeslandes in Pflegestufe 2 eingruppiert worden, das ist noch nicht gar so schlimm, aber offiziell ist es nun doch, ich bin ein Pflegefall. Ich halte mich aufrecht, und ringe dem Tag ab, was er eben hergibt.

Wenn die Revision erst einmal abgeschlossen ist, werden nach dem ersten Band die anderen in rascher Folge veröffentlicht werden können, die Bandeinteilung allerdings liegt PvM noch schwer im Magen. Die Erzählung dieser viertausend Seiten ist fortlaufend, ohne Unterbrechung, die Bände sollten aber doch, schon aus ästhetischen Gründen, von ungefähr gleichem Umfang sein, da sind sich PvM und der Verlag einig, es soll wenigstens nicht der eine Band 300 Seiten haben, der andere 800, sondern es soll allen Bänden ungefähr gleiches Gewicht zukommen, inhaltlich wie vom Format her. Das will genau überlegt sein, und schon deshalb will PvM erst mal sich selber per Revision einen genauen Überblick darüber verschaffen, was anliegt.

Kann man verstehen.

Wirst du noch einmal ein Projekt von solchem Umfang angehen?

Als ich im Sommer 2018 mit der Geschichte angefangen hab, hab ich nicht gewusst, was da auf mich zukommt. Ich hab mir eingebildet, der Stoff reicht für eine Novelle von 80 Seiten, ich dachte, da wird so etwas dabei rauskommen wie „Elegie auf den Tod eines Dichters“, ungefähr von diesem Umfang. Das war im Sommer 2018, ich weiß das Datum nicht mehr, ich hab mein Zweirad durch die Abendwiesen pedaliert, und plötzlich standen die ersten Sätze mir vor Augen, wie in Stein gemeißelt. Ich hab angehalten, hab mein Smartphone hervorgeholt und hastig alles notiert, und am nächsten Morgen hab ich am Schreibtisch gesessen, diesen Anfang in den Laptop getippt, und dann hab ich weiter getippt und weiter getippt, bis zum 20.07.23, da hab ich den letzten Punkt hinter das letzte von zweieinhalb Millionen Wörtern gesetzt.

Was ist aber mit „Weldbrüggen“, wann hast du das geschrieben?

Gleichzeitig. Meistens hab ich am frühen Morgen am Hauptwerk gesessen, so ab zwei Uhr morgens, am Vormittag hab ich ein bisschen geschlafen, am Nachmittag oder Abend hab ich die nächsten zwei oder drei Seiten von „Weldbrüggen“ geschrieben. Vielleicht hab ich’s übertrieben. Vielleicht hab ich mein Nierenversagen, das mich dann in’s Krankenhaus gebracht hat, dieser Überarbeitung zu verdanken. Jeden Morgen so aufzustehen, dass man um zwei in der Früh am Schreibtisch sitzen kann, ist vielleicht unangebracht. Meine Entschuldigung ist, ich konnt nicht anders. Bin Wiederholungstäter, und wenn eine Geschichte in die Welt will, dann macht sie Druck, und ich hab da nicht mehr viel zu melden. Ich lausche, ich höre zu, und schreibe mit, so schnell es nur gehen mag. Die Worte haben nicht die Absicht, auf mich zu warten. Das Geschäft eines Schriftstellers ist wie das eines jeden, der sein Gewerbe ernst nimmt: er tut, was er kann. Und mehr tun, als er kann, kann keiner.

Update 23.10.24: Das Projekt ist inzwischen gestemmt. Alle Einzelheiten findet der Leser hier.

(Peter Flamm, 23.07.23, Updates 07.08. 2024 und 23.10.24, © Verlag Peter Flamm 2023 und 2024)

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