Und das selbstständige Urteil dieser Durchblicker, das Urteil der Mützen der Stiefel der Taschen, das Urteil des mallen Alten das Urteil des Prägnanten, das Urteil aller Leuchter, das wusste verbindlich: Alles, was den verblendeten Massen gefällt, ist Mache. Die Mache erkennen wir daran, dass für sie Reklame gemacht wird, und dass sie den verblendeten Massen gefällt. Deshalb. Darum. Deswegen. So einfach. Den verblendeten Massen gefällt die Mache, weil für die Mache Reklame gemacht wird. Wofür Reklame gemacht wird, das gefällt den verblendeten Massen. Die Reklame sagt den verblendeten Massen, was ihnen zu gefallen hat, und die verblendeten Massen gehorchen bewusstlos. Die Reklame ist der verdinglichte Verblendungszusammenhang. Die Reklame macht Reklame ausschließlich für Mache, und also kann man die Mache umstandslos daran erkennen, dass für sie Reklame gemacht wird. Weil aber die verblendeten Massen untertan sind der Reklame, kann man Mache ebenso daran erkennen, dass sie den verblendeten Massen gefällt. Demnach ist die Mache stets doppelt markiert: die Mache gefällt den Massen, und für die Mache wird Werbung gemacht. Das Gesetz der doppelten Markierung gilt reziprok: was den Massen gefällt, ist Mache, und Mache ist, wofür Werbung gemacht wird. Hiermit hat der Kenner den unfehlbaren Probierstein zur Hand, der ihm erlaubt, Mache zu identifizieren, in ruhiger Überlegenheit. Was den verblendeten Massen gefällt, ist Mache, und Mache ist, was den verblendeten Massen gefällt. Mache gefällt den verblendeten Massen, weil sie Mache ist. Die sind schon so verblendet, die verblendeten Massen, die sind schon so entfremdet die sind schon so wurzellos, dass sie gar nichts anderes mehr wollen als Mache. Wenn sie dem Echten dem Wurzelhaften dem Kritischen dem Unverblendeten konfrontiert sich sehen, reagieren sie mit Unbehagen. Mit Widerwillen! Sie wollen den Pofel den Tand den Industrieramsch. Den frech verbackenen Dreck, produziert von den Minderrassigen, die reine Tiefe der Richtigrassigen zu bastardisieren! Produziert von den Unterdrückern und ihren Speichelleckern, die ausgebeuteten Massen nicht zum Bewusstsein ihrer Klasseninteressen kommen zu lassen! Und das klappt, diese Machination der Ausbeuter der Niedrigrassigen, und meistens sind die Ausbeuter ja Niedrigrassige, überall diese krummen Nasen und schiefen Beine, schlau kommen die durch mit ihren Machenschaften, weil die Massen verblendet sind und sich nicht zur Höhe des freien des überlegenen des kritischen Blicks erheben, der allein dem kühlen dem überlegenen Kenner vorbehalten ist! Überall das bunte das glänzende Blech der Reklame, und sie kaufen, die Massen, sie kaufen die Mache, und sie kaufen die Mache, weil ihnen das so vorgesagt wird. Denen wird das vorgesagt von der Kulturindustrie, von der Bewusstseinsindustrie! und die kaufen blind, solche Macht haben die perfiden Macher, die infamen Macher der Mache.
Sie nickten sich wissend zu, der malle Alte, der Prägnante, und sahen hinunter auf die Straße, sahen von oben herab auf die schiebenden Köpfe, wie die in ihrer Verblendung Ziele verfolgten, die in Wahrheit gar nicht ihre eigenen waren.
Pöbel! wutete es in den Zuschauern, Zuschauer von oben herab. Pöbel! Abschaum! Das Pack weiß ja gar nicht, was es will, die haben ja alle kein Urteil, nur wir Durchblicker durchschauen das Spiel, und wir sehen, alles Mache, alles Berechnung, alles Interesse.
So standen sie am Fenster, so saßen sie an ihren bleiernen Sonntagnachmittagen in ihren Angsthöhlen und legten Platten auf und hörten kultisch, so Mützen wie Stiefel, und den Jungen graute.
Ihr seid tot, dachte er.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 23.04.2023, © Verlag Peter Flamm 2023)