Knatter

Gut gebahnt war der Weg über die Brücke, große Schotterbrocken beiseitegeräumt, locker mit festgestampftem Kies aufgefüllt, die Uhrmacher, so erzählte Eramir, hatten des Winters, an frostfreien Tagen, viel gearbeitet hier, zur Ehre Vautrins, und auch, weil die Brücke Wanderer brachte, vom Nordweg her.

Auf diese Weise erfuhren die Kaufleute, dass Bernhards Haus gegen Bezahlung Gäste beherbergte, wenn es sich denn so fügte, und auch hier erwies sich die Lage als günstig.

Aslan fiel der Maître Abelard ein, und er richtete eine entsprechende Frage an Eramir.

„Richtig, der Maître“, warf Roger von hinten ein, „erzähl doch von ihm.“

„Da gibt’s nicht viel zu erzählen“, antwortete Eramir, „wenig sprach er … schien schlecht gelaunt zu sein, und wollte nicht reden über seine Reise, nur dass er unterwegs sei nach Hause, nach Paris, das wollte er sagen.“

„Soso“, machte Aslan nachdenklich, „er ist also auf dem Heimweg … mit dem hellen Pferd?“

„Jaja“, stimmte Eramir zu, „das ist richtig …“ Dann schwieg er, es gab offenbar wirklich nicht mehr zu erzählen über den Maître.

Immerhin, dachte Roger, wird er zu Hause sein, wenn wir kommen, das ist nun sicher, und er hat uns eingeladen.

Fest und kraftvoll war das Eisen der Brückenstreben, wenig vom Rost angegriffen. Unten strömte der Fluss dahin, mit den stillen Uferzonen, und der rascheren Mittelströmung … Roger blickte sich um und sah den Landungssteg des Uhrmachers, zuversichtlich schritt der hinaus in den Fluss, über die runden Kiesel am Grund. Zwischen den Ufergebüschen glänzten die Dächer von Bernhards Anwesen, dort waren jetzt die Frauen und warteten auf ihre Rückkehr … nun, allzu dringend würden sie wohl nicht warten, würden sich schon zu beschäftigen wissen … Roger schloss die Augen und lehnte den Kopf in den Nacken, dass das Gesicht zum Himmel gerichtet war, zum grauen Wolkenhimmel.

Inge, dachte er, und es gab ihm einen kleinen Stich, nicht gerade im Herzen, eher ein wenig unterhalb, und war Trauer darin, und Zorn, und zappelnde Abhängigkeit.

Hinten saß Oswald und fühlte sich leichter, als der Wagen fuhr, Eramir lenkte, das war nun seiner, Oswalds, Verantwortung enthoben; was nun auch geschah, er konnte nicht dazu tun.

Er rutschte unauffällig von einem Hinterbacken auf den anderen, die festgefahrenen Winde in seinem Bauch wollten nicht weichen, zusammengepresst quetschten und drückten sie, dass es ein Elend war; dann begann der Druck, eine Reizung auf die Harnorgane auszuüben, erst entstand Wärme, dann schwoll Oswalds Glied an, schwächlich und ohne rechte Steife, doch mit Fülle, dass es sich abdrückte durch die Hose, und Oswald, der die helle, empfindlich veränderbare Haut vieler dicker Menschen besaß, wurde feuerrot vor Scham, hoffentlich machte dieser Roger die Augen nicht auf und sah her, bitte, bitte nicht!

In seinem Jammer versuchte er, mit unauffällig darübergelegtem Arm die Schwellung und Beulung in seiner Hose wegzuschieben, doch das machte die Sache noch schlimmer, die Erektion versteifte sich rapide, und über das Kneifen seiner Därme legte sich ein peinigender Kitzel, ein wütender Reiz, der es ihm verbot, den schabenden und lustvoll drückenden Arm hinwegzunehmen … und Minchen war nicht da, und er war auch nicht allein, dass er hätte die Sache kurz abmachen können!

Endlich löste sich das Rumpeln in seinen Därmen, jetzt gab es kein Halten mehr, keine Rücksichten, Oswald hob den linken Hinterbacken und half nach mit sachtem Druck, gefühlvoll, dass es durch die Därme strich, und dröhnend und knatternd fuhr es heraus, und noch einmal, und erneut, mit Sammlung und kraftvollem Anlauf, welche Erleichterung, froh füllten die Lungen sich mit Luft, das Blut pulste leichter …

Die große Befreiung.

Roger, der durch das Rumpeln der Wagenräder hindurch deutlich die Trompetenknatter vernahm, hielt taktvoll die Augen geschlossen und hoffte, dass seinem Gesicht nichts abzumerken sei.

Mit schamhaft schielendem Blick spähte Oswald hinüber zu Roger, dabei doch tief und erleichtert durchatmend.

Nein, dachte er, der hat nichts gemerkt.

(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 15.03.2023, © Verlag Peter Flamm 2023)