Aslan also und Roger, Eramir und Oswald.
Oswald hatte es am schwersten getroffen, er war nicht freiwillig dabei, aber niemand hatte daran gedacht, ihn um seine Meinung zu bitten, es war einfach festgestellt worden, dass er mitfahre, jung und gesund war er ja, kräftig auch in seinen Grenzen, wo also hätte Hinderung gelegen?
Nun, das hätte er schon zu sagen gewusst, er hatte Angst, klägliche Angst, er wäre viel lieber bei seinem Minchen geblieben, hätte sich die blonden Locken und die feisten Wangen streicheln lassen, mit Aussicht auf gute Fütterung des Mittags … nun aber …
Er hatte Herzklopfen, und er spürte es wühlen in seinen Gedärmen, es rumpelte und puffte, er kniff den Hintern zusammen, dass sein Gesichtsausdruck ganz gepresst wurde, er konnte doch nicht furzen, hier, dass es alle hörten … später, wenn der Wagen unterwegs war und die Räder dröhnten, dann konnte er es vielleicht fahren lassen, sich erleichtern, man würde es dann nicht hören, auch nicht riechen, wenn er sich weit genug fort von den anderen setzte, aber jetzt, unmöglich …
Er drängte und presste und würgte, und die Winde sammelten sich und wollten mit Gewalt hinaus, er ließ es nicht zu, versperrte den Ausgang, und sie fuhren dröhnend wieder zurück, gurgelnd, und drückten sich blähend im oberen Teil des Darms zusammen, dass es kniff und peinigte, und doch, er hatte es unterdrückt, das erfüllte ihn mit Genugtuung, niemand hatte etwas bemerkt.
Immerhin, er hatte seinen Stolz.
Minchen sah wohl, dass er sich plagte, und er tat ihr leid, sie streichelte ihn, so verklemmt und verkrümmt und verpresst, wie er dahockte, aber helfen konnte sie ihm nicht, schließlich war er ja ein Mann, oder etwa nicht, und da gehörte es sich, dass er mit den anderen Männern mitfuhr, Minchen hätte sich gewaltig geschämt, wenn er sich gedrückt hätte.
Eramir saß vorne auf dem Kutschbock, er wollte das Pferd lenken, und neben ihm hatte Aslan Platz genommen, er würde die Expedition leiten, sie waren übereingekommen, sich seiner Erfahrung anzuvertrauen, das schloss auch ein, dass sie vorzeitig umkehren würden, wenn er es für geraten hielt.
Roger setzte sich bequem auf die Seitenbank im Inneren des Wagenkastens, nahe am Kutschbock, dass er, wenn er den Kopf wandte, an Aslans Schulter vorbei das Pferd sehen konnte; die Arme hatte er über das Seitenbrett gebreitet, gemütlich, als gelte es, eine Vergnügungsreise zu unternehmen, zu seinen Füßen lag das Werkzeug geschichtet, auf dem Wagenboden, zwischen dichten Lagen von Strohresten.
Und Oswald saß am anderen Ende der Innenbank, ganz hinten im Wagen, fast grün im Gesicht, und fürchtete sich.
Grand Mère musste sich das Lachen verbeißen, als sie ihn sah, der arme Junge, wie er sich plagte … dann fiel ihr ein, dass er Grund hatte, sich zu fürchten, und ihre eigene Angst brach wieder auf.
Warum taten sie das? Es war doch verrückt … andererseits, Aslan war vorsichtig, voll Erfahrung, er würde es nicht zum Äußersten treiben … hoffte sie … glaubte sie …
Die Frauen standen dicht beieinander, hoben zögernd die Hände und winkten, es war nichts mehr zu sagen, Magdalena hatte Tränen in den Augen, Aslan, es war wieder Aslan, immer ließ er sie allein, und Eramir schnalzte mit der Peitsche und rief, und der Gaul Guillaume zog an … Bernhard hatte sich auf die Veranda gestellt, und er winkte und rief: „Viel Glück!“ als der Wagen vorbeifuhr, und noch einmal: „Viel Glück!“ und: „Gebt acht, dass euch nichts passiert!“ und dann bog das Gespann in den Weg ein, schaukelte und knarrte, und nahm die Richtung zur Brücke.
„Wir hätten sie nicht gehen lassen sollen“, sagte Magdalena und weinte, und Inge zog sie tröstend an sich.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 13.03.2023, © Verlag Peter Flamm 2023)