Und siehe, da waren der Häuser viele und in vielerlei Gestalt, und waren alle nicht zum Wohnen gemacht, sondern hatten ihre Stätte unter dem Himmel zum eigenen Preis, und war kein Ende ihres Beredens unter den Völkern.
Und das war das Tier, das hieß Silberstadt, und gepanzert kroch es dahin am Ufer des Flusses, blinkten die Schuppen.
Schwer flog der Wüstenatem durch seine Schlankheit.
Das war des Todes vielerlei Gemächt, der entrang sich schwindelnder Hochgestalt.
Turmgewirr war da erbaut, des Fülle konnte keiner übersehen, und keines Auge ertragen den Anblick der gleißenden Nadeln. Waren Türme von durchsichtiger Feinheit, und hoch wie die Wolken, gehalten von stählernen Fäden, die waren gefesselt an mächtige Blöcke von Stein.
Hineingesenkt in die Erde wie die Wurzeln der Gebirge.
Und wanden sich um die Türme, die schlanken Nadeln, die Wunder der Röhren, vielfach, wie träumende Schlangen, von ungemessener Länge, wanden sich um die Türme, kreisten sie ein, schlangen sich empor an ihnen, wandten sich zurück zur Erde, zur demütigen Erde, sehet, da krochen sie dahin, hoben sich zu gegliederter Wellengestalt, beschrieben Windungen und Ecken und Kurven, aufgerichtet und liegend flach.
Und waren da Röhren dünn wie der Finger eines Kindes.
Und waren da Röhren rund und dick wie ein Tunnel, durch den hätte ein Ochsengespann nehmen können seinen Weg.
Und liefen die Röhren einzeln, gehoben an metallenen Trägern über die gebüschbestandenen Wege; liefen einzeln, umschlangen Türme, drangen ein in gewürfelte Bauten, die waren nichts als ein Skelett aus Stahl, und darin die Vielzahl der Geräte; und waren andere der Röhren zusammengefasst zu Bündeln, und metallene Spangen und Pfeiler hielten sie einander in gleichen Abständen, stundenweit, über Kurven und Windungen und Drehungen und Abstürze, die führten hinunter in die Erde, und Aufschwünge, die trugen sie empor zu den hohen Plattformen der Türme.
Und Drähte kreuzten und querten die Röhren, eingepasst in porzellanene Zwingen, die hingen an vielfach gegitterten Trägern, nach denen griff die Zeit, und schwärzlicher Staub rieselte herab.
Und trugen die Türme eiserne Leitern und Absätze, da konnten wohl hinaufklettern die Menschen, da konnten wohl stehen die Menschen, doch war’s kein Ort für sie, nicht konnten sie wohnen hier.
Und waren die Plattformen unbegangen, nur Vögel schwangen sich hinauf, dass die senkrechten Leitern weiß gefärbt waren von Kot. Und hingen die Leitern ganz frei, war nur an ihren Enden ein schützender Korb, dazwischen aber waren sie von Luft umkleidet, und klebten senkrecht an der Steilung der Türme, dass niemand wagte, sie zu erklettern. Und kreisrund, mit dünnem Geländer, waren die Absätze, die Plattformen der Türme, schwindeln musste dem Blickenden, so er hinunterschaute, durch schmale Eisenstange nur vom Abgrund getrennt.
Und rosteten nicht die Türme, die vielfach gestalteten; rosteten nicht die Röhren, die hochwuchsen an ihnen, in Winkeln und Kurven und Drehungen, gezackt und geschleift, rostete nicht die metallene Haut, rostete nicht in den Stürmen des Winters und den Regengüssen des Frühlings und den Gewittern und Sonnenbränden des Sommers; denn aus gleißendem Silber war gefertigt die Haut des Tieres Silberstadt, über die fuhr dahin der Wind und vermochte nicht sie zu zernagen.
Und schlief ein geheimes Feuer im Bauch des Tieres Silberstadt, Fauchatem, der ruhte und harrte seiner Zeit, doch verriet nichts die Stunde seines Ausbruchs. War wie ein träges Tier, unter dessen Schlaffell waren die Muskeln gespannt.
Zum Sprung.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 04.01.2023, © Verlag Peter Flamm 2023)