Und was die Stiefel und die Mützen gewusst hatten, das wussten erst recht die Taschen. Im Ur aller Geschichte, im Davor allen Damals, so wussten sie, da hatten die Frauen geherrscht. Die Frauen waren Herrscherinnen gewesen in den Urgesellschaften, und die Männer hatten zu ihnen aufgeblickt, verehrend und hochbetend, wie es sich gehört, wie es die natürliche und allein angemessene Haltung der Manntiere ist gegenüber den Lichtwesen, den Frauen. Wohltätiger Friede hatte geherrscht rund um den Erdball, die Weisheit der Mütter hatte regiert die Welt, die Fürsorge der Frauen gerecht verteilt die überquellenden Geschenke der freigebigen Natur, der weiblichen. Dann aber die Tücke der Manntiere! Hatten sich erhoben wider die Frauen, in Neid und Eifersucht, hatten neue Götter gehoben auf die Throne der Welt, Manngötter! Kalte denkende Götter, auf Herrschaft aus und Unterdrückung. Niemals vorher war Herrschaft gewesen in der Welt. Warmes Fühlen hatte gewaltet über der Welt. Die Frauen hatten gelenkt und geordnet, immer im Einklang, immer in Harmonie, immer in Fürsorge. Mit den Männern und mit den Göttern der Männer kam der Zwiespalt in die Welt, seuchte Zwietracht durch die Länder. Mit dem kalten Denken kam der Krieg! Mord! Hatte es nie zuvor gegeben! In den Besitz der Frauen setzten sich die Mannschweine, prunkten mit ihrem Besitz an Frauen, zu Besitz wurden die Frauen, die hellen lichten, wie Vieh und Hausrat und Dach und Gewaffen. Die Frauen aber bewahrten sich die Erinnerung an die Ursprüngliche Eintracht, an das Heil im Ur! An die Wärme! Die Solidarität! Die gegenseitige Unterstützung! Die Gefühle! Trafen sich schweigend und heimlich zu Kulten, von denen durften nichts erfahren die Mannschweine, und wenn die Unterdrücker doch mal was rausbekamen, war ihr Zorn mörderisch, aber sie konnten die Solidarität der Frauen nicht brechen. Umso wilder regierten sie mit dem einzigen Werkzeug, über das sie verfügen: mit blinder Gewalt. Die Frauen zu quälen zu unterjochen zu demütigen zu vergewaltigen, das ist das einzige Ziel des Manntiers, und es hat es glücklich so weit gebracht, den Frauen einzureden, sie hätten Freude an dem Hauptwerkzeug ihrer Unterdrückung, der sexuellen Vereinigung, der Penetration, der Vermischung, wiewohl doch jede Frau in der Tiefe ihres Herzens solche Überwältigung solche Niederwerfung verabscheut wie den Sumpf am Grunde der Welt! Unterdrückung ist männlich, Befreiung weiblich. Die Wahrheit ist weiblich, die Lüge männlich. Schwarz ist männlich, weiblich ist weiß. Die Finsternis ist männlich, das Licht ist weiblich. So kam die Welt herunter auf den gegenwärtigen Zustand, und abgewirtschaftet haben die Männer in ihrer brutalen hirnlosen Gewaltherrsche den Planeten, der steht kurz vor dem Untergang. Nun aber die Taschen! Sprengen die Ketten, lassen sich nicht länger unterdrücken, sprechen die Wahrheit, befreien die Frau! Und in unaufhaltsamem Sturmlauf erobern die befreiten Frauen zurück sich die Gelände verlorener Herrlichkeit, nehmen die Zügel wieder in die Hand, übernehmen die Macht von den abgewirtschafteten Manntieren, und schaffen dem Planeten neu das Heil, auf glanzgesättigten Fluren werden neue Generationen heranwachsen, Generationen befreiter lachender Frauen, und die Manntiere werden dienend und blöd hochschauen zu den überlegenen Frauwesen, den lichterfüllt glanzbringenden, und nichts wird ihnen bleiben, als nickend und kopfschüttelnd ihre Schuld zu bedenken, zu bedenken und zu bereuen und immer neu einzugestehen, die Schuld des Manntiers, und den Glanz des Frauwesens.
Es weste in solcher Denke überall die nämliche Matrix.
Sie waren alle dieselben Idioten.
Sie waren alle hocherweckt.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 03.01.2023, © Verlag Peter Flamm 2023)