Weich und hell die Flussluft in der Sonne.
Eine flache Bucht, hineingeschwungen in buntes Kieselufer.
„Halten wir hier“, sagte Aslan und rief den Ochsen zu, dass sie stehenblieben.
Die Jungen sprangen ab, „in’s Wasser, in’s Wasser!“ rief Waldemar, und Grand Mère stieg behaglicher zu Grund, ein wenig wolle sie sich „die Füße kühlen“, sagte sie.
„Ob wir die Ochsen zum Wasser bringen?“ fragte Roger.
„Warum nicht“, meinte Aslan. „Wenn wir sie führen …“
Flach war das Wasser der Bucht, sonnedurchwärmt und durchsichtig, man konnte bis auf den Grund schauen, unruhige kleine Fische schwammen davon, in hellen Schwärmen, schmale graue Striche die Rücken.
„Geht nicht zu weit rein!“ warnte Inge, und „jaja“ antworteten die Kinder, sie warfen die Kleider ab und sprangen in’s Wasser, in das blaue Geriesel, dass es platschte.
„Ich geh auch hinein“, entschloss sich Magdalena. „Oh, ich will endlich das Bett von mir abwaschen, das Krankenbett …“ Sie zog sich Kleid und Hemd über den Kopf, dann schaute sie sich um. „Komm doch mit, Inge“, sagte sie. „Es ist so schön warm.“
„Also gut“, antwortete Inge, „ich komm …“ Sie entkleidete sich ebenfalls, so stiegen die beiden Frauen hinein in’s Wasser, kichernd, sich an den Armen festhaltend, stolpernd.
Aslan und Roger schirrten die Ochsen aus, die Wagen blieben am Rand des Weges stehen, man wollte sich ja nicht lange aufhalten.
Der Weg berührte fast das Kiesufer, nur ein schmaler Wiesenstreif lag dazwischen, übersät von gelben Blumen mit nickenden Blütenköpfchen, und die Kiesfläche, sacht sich senkend zum Wasser, war ziemlich breit, zehn Schritte wohl.
Die Ochsen traten auf mit äußerster Vorsicht, die glattgeschliffenen Flusskiesel rutschten auseinander unter den spreizenden Hufen, Moses Maimon senkte den Kopf und betrachtete missmutig das Geröll, als wolle er darin weiden.
„Nun komm schon“, sagte Aslan.
Aber dort war ja das Wasser! Hell und warm, aber kühlend doch auch im Sonnenbrand.
Moses Maimon entschloss sich, er lief Aslan einfach davon, mit schaukelnder Wamme, und platschte hinein in die Flut, bis zum Bauch, und die anderen folgten, bis auf Hermes Trismegistos, der traute sich nicht und blieb am Ufer stehen, nur die Hufe vom Wasser umspült, und dann senkten sie die dicken schwarzen Köpfe und tranken, tranken in langen Zügen.
Grand Mère raffte die Röcke und zehenspitzte hinein in das blaue Gefunkel, schamhaft, kichernd, sie spürte die Kiesel unter den Füßen, wie merkwürdig sich das anfühlte, im Wasser, so kühl und hart, und doch so nachgiebig, das Gestein rutschte auseinander, wenn man mit den Zehen daran rührte: und bis auf den Grund schauen konnte man, die schmalen grauen Fische umschwänzelten Grand Mères dicke Beine, versuchten sie zu beknabbern, und Grand Mère kicherte wieder.
Inge unter Magdalena spritzten sich gegenseitig nass, prustend und lachend, bevor sie sich niedersetzten, im Flachen …
Aslan stand gegen Moses Maimon gelehnt, den Arm auf dem Rücken des Tieres, und schaute versonnen den beiden Frauen zu, Magdalena und seiner Tochter, hübsch waren sie, alle beide, aber Magdalena besonders, mit den runden Schultern und den vollen, ein wenig trägen Brüsten …
Grand Mère watete dicht am Uferstreifen auf und ab, das Wasser reichte ihr bis zu den Waden, weiter hinein traute sie sich nicht, obwohl es bis weit hinaus nicht viel tiefer wurde, Magdalena und Inge konnten ja sogar sitzen, und die beiden Kleinen balgten sich krähend und lachend, dass es rundum aufspritzte, zwanzig Schritt vom Ufer fort waren sie bestimmt …
„He, Inge, Magdalena!“ rief Aslan. „Passt auf die Kleinen auf, dass sie nicht zu weit rausgehen!“
Inge stand auf, tropfenumsprüht, die Jungen zu holen, aber wie es so ihre Art war, sie lief los, mit Eile und Ungeduld, vergessend, dass sie im Fluss war, da stellte ihr das Wasser ein Bein, und sie schlug hin, der Länge nach, dass es krachte und der weiße Schaum aufspritzte.
„Hahaha!“ rief Magdalena und raffte sich hoch, ihrer Tochter zu Hilfe zu eilen, „wie hast du das bloß gemacht!“ Mit ruderndem Schwung aus den Schultern und stelzenden Schritten näherte sie sich Inge, die prustete und spuckte Wasser, und Magdalena ließ sich lachend neben ihr fallen, dass es klatschte. „Kommt doch hierher“, rief sie den Jungen zu, „da draußen kann es schnell viel tiefer werden …“
Keiner von den Kaufleuten konnte schwimmen, übrigens.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 05.12.2022, © Verlag Peter Flamm 2022)