Dieses Abwarten und Ausschlafen und Aussitzen, was hatte sich das Menschtier so lange damit besinnen müssen?
Die Sesshaftigkeit des Menschtiers hatte sicher zu seinem Prügelwillen beigetragen, all die Jahrtausende. All die Jahrtausende seiner Existenz hatte das Menschtier diesseits der blauen Berge nicht gewusst, was das Menschtier jenseits sich denkt, und hatte es auch gar nicht wissen wollen. Wenn die dort hinter den sieben Bergen was anderes denken als wir, sprachen die Menschwesen untereinander, wenn denn solcher Unverstand überhaupt möglich ist, dann wollen wir das gar nicht wissen. Sollen die auf ihrer Seite bleiben, wir bleiben auf unserer.
Zuweilen entstanden dann Machthaber, die führten die Menschtiere von dieser Seite der blauen Berge gegen die von der anderen Seite, und wenn sie siegten, galten sie den Menschtieren als Sieger, irgendwie tautologisch.
Schon zur Zeit des Unnachahmlichen hatte der Planet begonnen, zusammenzuwachsen, die Menschtiere erkannten die wahre Größe des Planeten und erkannten infolgedessen, wie klein er doch war.
Wir wollen die Fülle, sagten die Menschtiere, wir wollen die Verschiedenheit. Wir wollen den Markt.
Einstellungswandel.
Der Einstellungswandel brachte ineins mit dem neuen Blick auf Fülle und Verschiedenheit auch den Blick darauf, dass so manches, was man für Ausdruck von Fülle und Verschiedenheit gehalten hatte, nur Ausdruck von Monotonie gewesen war.
Die Mützen hatten noch ihren Antagonismus zu den Stiefeln als die große Existenzentscheidung des Planeten deuten wollen, entweder die oder wir, hatten sie gesagt, Sieg oder Untergang!
Die oder ihr, erkannten nun die Menschen, da fällt die Entscheidung leicht, das ist überhaupt keine Entscheidung, denn die und ihr, das läuft auf dasselbe hinaus. Stiefel Taschen Mützen, das ist doch alles eins, und wir wollen nichts davon wissen. Wir haben schon lange genug davon gehört. Haut ab. Verpisst euch. Ihr seid alle ein Arsch. Ihr stinkt.
Das war nicht bloß eine Metapher. Sie stanken bestialisch, die Stiefel die Mützen die Taschen. Ihr wisst, nach wem.
Der Lederflüglige appliziert überall seine Grundfiguren, die er nicht selber gefunden hat. Niemals erfindet er selber, er ist dazu gar nicht fähig. Das Menschtier erfindet, und der Lederflüglige sieht, das ist die schräge Ebene, da rutschen die ganz von selbst hinunter, und also redet er dem Menschtier, wenn es zögert, gut zu. Genau in die Richtung, mein Kind, bist genau auf dem richtigen Weg, da geht es aufwärts.
Und das Menschtier, das sich einmal entschlossen hat, den Weisungen seiner stinken Majestät zu gehorsamen, betritt die schiefe Ebene und staunt und freut sich, wie schnell es doch jetzt voran geht!
Kein Wunder, es geht ja abwärts.
Dass der Weg aufwärts geht, erkennt das vernünftige und realistisch denkende Menschtier unweigerlich daran, dass es ins Schnaufen gerät.
Auch so eine einfache Wahrheit, dem Menschtier seit alters bekannt, und dennoch immer wieder quittiert mit glotzer Fassungslosigkeit.
Ich muss euch das einschärfen, damit ihr die trostlose Einförmigkeit erkennt, in den Zurüstungen des Menschtiers.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 22.11.2022, © Verlag Peter Flamm 2022)