Gebuttert

Da gab es dann noch den Butterpilz und den Steinpilz, den Pfifferling und die Totentrompete, den Hallimasch und den Semmelpilz, die Speisemorchel und den Schirmpilz, den Tintenpilz und den Reizker und den Schaf-Egerling.

Auf der Wiese, fast verborgen im tiefen Gras, stand ein Trupp von weißen Champignons; auch derer schonten sie nicht.

„Das können wir doch gar nicht alles essen!“ rief Eluard aus, erschrocken.

„Wir trocknen sie, mein Kleiner“, sagte Inge. „Sie werden an die Luft und an die Sonne gelegt, bis sie ganz trocken sind, und im Winter kannst du sie dann wieder aufkochen, mit Wasser, dann quellen sie und schmecken fast so gut wie frische, besonders, wenn man sie mit Butter anmacht, ja …“

Und sie leckte sich die Lippen, gedankenverloren.

[…]

Die Sonne sank, rot leuchteten die Stämme, die Blätter …

Ein kühler Hauch fuhr über die Wiese, die Erde, die noch die Tageswärme in sich barg.

Magdalena hockte noch immer auf dem Kutschbock, ließ die Beine baumeln, sie schlief nicht, war nicht richtig wach, sie dämmerte vor sich hin, gelegentlich sang sie, dann öffnete sie die Augen, und schaute den Ochsen zu, wie sie gemächlich über die Wiese strichen, weideten, das Gras und die Kräuter rupften.

Die Stimmen wurden lauter zwischen den Bäumen, da kamen sie, Inge mit den Kindern vorweg, dann Aslan und Roger, und den Schluss machte Grand Mère, und alle waren sie erhitzt und fröhlich, redeten lebhaft und lachten, und waren bepackt mit Eimern und Säckchen.

„Du bist ja auf“, rief Inge und ging hin zu ihrer Mutter. „Wie geht es dir?“

„Gut“, antwortete Magdalena und lächelte, etwas müde, spinnwebfeine Falten zeigten sich um ihren Mund. „Es ist so schön hier …“

„Ja, das ist es“, sagte Inge verwirrt und schaute sich um, sie wusste nicht, was ihre Mutter meinte.

Als sie alle Säckchen und Eimer zusammengestellt hatten, sahen sie, dass sich ein stattlicher Haufe ergab.

„Wir schneiden sie sofort auf und breiten sie aus über Nacht“, sagte Grand Mère und zückte ihr Messern, und fügte zufrieden hinzu: „Das hat sich gelohnt.“

(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 21.11.2022, © Verlag Peter Flamm 2022)