Sie merkten gar nicht mehr, die Enthüller, wie sehr sie die Welt ausdünnten. Die Menschtiere waren ihnen gläubig gefolgt, denn das Versprechen war ja gewesen, wir enthüllen, und wenn wir erst einmal den Schleier des Verblendungszusammenhangs zerrissen haben, dann haltet ihr pures Gold in der Hand. Das Eigentliche! Das habt ihr dann in Händen! Das Eigentliche! Pures Gold!
Was sie zum Schluss in der Hand hielten, die Menschtiere, war nicht einmal Sand. War getrockneter Kot, zu Staub gemahlen.
Gewiss, das Menschtier war den Weckern nicht nur der Versprechen wegen gefolgt, sondern vor allem seines willentlichen Gefälles zum Bösen wegen. Das Gold der Enthüllungen, es hatte dem Menschtier ja wirklich als Gold gegolten. Dreck und Niedrigkeit, Verhöhnung und Entwürdigung, Demütigung bis zur Vernichtung, das alles war dem Menschtier köstlich gewesen, sobald es das andere Menschtier traf, den Anderen, den Falschen.
Das Menschtier hat die Ganzkörperbemachung niemals geliebt, wenn es selber auf der Streckbank lag: sondern danach gegeilt hat es, wenn es selber der Streckmeister sein durfte.
Der Andere soll sich winden soll kreischen soll betteln um Erbarmen! Der Falsche! Den wollen wir zerbrechen! Und unsere Macht ist es unser Glanz unsere Richtigkeit, dem falschen Körper die Schreie abzupressen!
Und wenn die Geilheit das Menschtier überkommt, promoviert es beliebige Körper zu falschen Körpern, um sie bemachen zu können.
Das machen wir nur, weil der ein Falscher ist, lügt das Menschtier.
In Wahrheit macht es den zum Falschen, um ihn bemachen zu können.
Wenn die lodernde Geilheit steigt im Menschtier, mal wieder Körper zu bemachen, sucht es sich beliebige Körper und erklärt sie zu Körpern von Falschen: um sich an diesen als falsch erklärten Körpern ausleben zu können.
Der weisende Zeigefinger, er zeigt auf den Anderen den Falschen, zum Abschuss freigegeben ist der, und wir schauen zu und jubeln und sind groß und hell und richtig: an dieser Vorstellung hat es sich noch immer aufgegeilt, das Menschtier, daran gibt es nichts zu beschönigen.
Und um sich an dieser Vorstellung so recht aufgeilen zu können, hat es alleweil beliebige Menschtiere zu Anderen und Falschen erklärt: die stehen dann vor den Mündungen der Zeigefinger und winden sich und suchen, in den Boden zu versinken, und die am Abzug des Zeigefingers machen sich ein vor Vergnügen.
Glaubt dem Menschtier niemals seine Gründe.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 27.10.2022, © Verlag Peter Flamm 2022)