Manche Geister tanzen in der Bleiche der Nacht, mit schwingendem Zickzackflug, stehen in der Luft, Schatten aus Mondblau und Glas: das sind die Libellen, über den murmelnden Teichen.
Der Tod und die Schönheit: das ist ein stahlblau blitzendes Tier, mit den durchsichtigen Flügelgittern, im Mondlicht.
War der Teich ein dunkles Auge, das antwortete dem Mond: hinein blickte er in seine Versunkenheiten, Widerspiel da drunten, trieb im Spielbett, schwarzumflutet, behütet von den Binsen, die waren schwere Wimpern, und das Auge tief und umnachtet.
Am Ufer der Nacht warten immer die Schatten zu spielen: diese hier aber waren aus Glas und Träumen, die liebten den Tag unter den blitzenden Schatten der Sonne, ebenso, zogen surrende Kreise, bespiegelten sich pfeilgeschwind.
Wenn der Teich dunkelte unter dem Sonnenglast, beschattet von den Weiden; dass die Hitze des Tages keinen Einlass fand, murmelnde Kühle war rundherum; wenn die Binsen schliefen im Mittag, zu keinem Raunen geweckt; stand das fremde Tier, sausender Flügelschwung, über dem opalenen Wasser, blauer Strich, sein Widerspiel zuckte im gedankenlosen Grund.
An den Binsenstengeln, am grünen Geblätter hing es oft, da war es ein schillernder Stab, zu wartender Schräge gestreckt, und ausgefaltet standen die Doppelflügel: Glas und feines Netzwerk, Gegitter der Äderchen.
Jagd.
Die Eintagsfliegen tanzten, und die Mücken, über dem Wasser im Mondlicht, zuckten auf und ab, in engem Zirkel, zu Wolken geballt, grauer Flimmer, und der sausende, stahlblaue Stab schoss über den Spiegel, fing und verzehrte im Flug, griff mit den borstigen Vorderfüßen, unter dunklen Facettenaugen, das war die Jagd und der Tod, und einer der tausend Träume unter dem Mondlicht: ein dunkles Auge, nachtbewimpert, versunken in seinen Tränen, und darüber das blitzende Tier, Schatten aus Mondblau und Glas.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 12.10.2022, © Verlag Peter Flamm 2022)