Seerosen standen auf den Teichen, weiß, mit müdem Schimmer, und antworteten dem Mond.
Die Wasser schwiegen unbewegt zwischen den runden Blättern, schwiegen, und hüteten die Blüten.
Kühl und still ging die Nacht dahin, im Sternenschimmer, in der schmelzenden Weiße des Mondes, die Tage waren all vergessen.
Tropfen auf den Blättern, auf der wachsgrünen Fläche, rollten ab, die Tropfen, mit glitzernder Spur, die gleich verging.
Ein Windhauch, irgendwo Bewegung, und leicht wiegte sich das Wasser, sachtes Schwellen und Vergehen, wie ein Atemzug, und die großen Blätter wiegten sich mit, in zärtlichem Gleichklang.
Löste sich ein Blütenblatt, weiße Lanzette, löste sich ohne Laut, glitt in’s Wasser, in’s schwarze Wasser, trieb dort neben der Blüte, gewölbte Form, als ein zartes Schiffchen, schaukelte, und ein glitzernder Wassertropfen, ein einziger, füllte sein Rund.
Unten im dunklen Grund war die Wurzel, Teichgrund, schwarz und gut, und auf dem Wasser die Blüte, mondumwoben.
Am Ufer wiegten sich die Rohrkolben, dichtes Feld, die schmalen Spiralenblätter leise rispelnd, und schwankend die Stängel der Blütenkolben.
Dickicht, und Heimlichkeit.
Feucht die Erde, zu schwarzem Schlamm sich verufernd.
Hinten, im Weidengebüsch, begann es sich zu rühren, Scharren und Reiben, dann, vernehmlicher, Schnaufen.
Etwas suchte, stöberte, regte sich.
Das Schnaufen wurde deutlicher, verwandelte sich in schwarzes Pusten, und unwirsch beiseite gedrückt wurde das Gebüsch, da rumorte es und grub, mit trampelnden Füßen.
Ein weniges noch, dann rauschte es in den Rohrkolben, in den Binsen, etwas schob sich hinein in den flüsternden Wald, die schlanken Stängel auseinanderdrängend, dass Aufruhr ward, wie schwerer Wind.
Und es prustete und schob sich, mit grummelnden Lauten, aus mächtiger Kehle heraufgeholt, tiefer noch, aus weitem Brustkasten, der musste fellumschlossen sein, und es platschte und ächzte und wälzte sich seinen Weg, mit schnobernder Grämlichkeit.
Kreisende Wellen entstürzten dem Röhricht, eilten über die Fläche des Teichs, dass die Seerosen erzitterten, die runden Blätter, die weißen Blüten, antwortend dem Mond.
Und teilten sich die Wälder der Rohrkolben, die Wälder der Binsen, des Schilfs, und platschend und stöhnend trat hervor der Elch, das mürrische Tier.
Er hob den Kopf, da er des schwarzen Spiegels ansichtig wurde, und schaute sich um, aus dunklen Pferdeaugen, eine gute Weile. Bis zum Bauch stand er im Wasser, der war grau, greisengrau, wie Brust und Beine.
Als ein schweres Schiff saß der Leib auf dem Wasser, das rötlichbraune Fell umgefärbt zu Schwarz im Silber des Mondlichts.
Er schaute, der Elch, betrachtete das Wasser.
Groß und langnasig war der Kopf, mit hängender Oberlippe, die bewegte sich sacht, da die Nüstern schnieften; und die pelzigen Ohrmuscheln.
Unter dem Kinn hing die Mähne, dunkelbraun, wohl schwarz fast, und zottig, als würde eine grübelnde Hand oft darin zupfen.
Mächtig und gedrungen, kantig, war der Leib, wie der schwere Walzenhals.
Zwei zackig-braune Schaufeln das Geweih.
Eine Weile stand der Elch und schaute, über das schwarze Wasser mit den bleichen Seerosen. Dann stelzte er schaukelnd ein Stück weiter hinein in den Teich, dass es platschte. Schwere Wellen schlug er, und die Wasserblätter tanzten.
Der Teich wurde zur Mitte hin nicht tiefer, benetzte den Bauch des Elchs, nicht seine Flanken. Der Elch blieb stehen, schwenkte den langen Kopf mit dem Schaukelgeweih, senkte ihn und tauchte ihn ein in das kühle Wasser.
Lange verharrte er so, kleinkurze Wellen flohen, da der Kopf sich ruckend rührte in der Flut.
Schließlich richtete er sich wieder auf, und die Kiefer unter der mürrisch vorstehenden Lippe mahlten, er hatte in den Wasserpflanzen geweidet, ein paar Ranken hingen im Geweih.
Er schüttelte den Kopf, und in hellem Tropfenschleier sprühte das Mondlicht aus dem Fell, bleich und glänzend.
Die schaukelnden Ranken im Geweih (vielleicht war’s Wasserpest, oder auch Hornkraut) gerieten ihm in’s Auge, und er zwinkerte und schnaufte grämlich und schwenkte den Kopf, bis sie herunterfielen und mit zartem Platschen im Wasser versanken.
Still war der Wald um den Teich, stand in Fluten von silbernem Licht.
Der Elch lauschte, die Tropfen rannen ihm aus dem Bart, blitzend.
Das abgelöste Blütenblatt, das weiße Schiffchen, trieb auf dem schwarzen Wasser, und dann und wann schaukelte es, in den zitternden Wellen.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 04.10.2022, © Verlag Peter Flamm 2022)