Mit rumpelnden und knarrenden Rädern verließen die Kaufleute den Rastplatz.
Aslan ging vorneweg, zu Fuß; in der einen Hand trug er eine Laterne, an der anderen führte er Moses Maimon.
Es war ganz dunkel geworden, der Himmel glänzend schwarz; und die Sterne funkelten. Die Wolken hatten sich aufgelöst, waren mit dem Wind verzogen, nur weit im Osten treiben noch Reste dahin, doch waren auch die bald verschwunden.
Rogers Ochsen folgten dem vorderen Gespann, auch zur Nacht, Roger musste kaum führen, doch saß er gespannt auf dem Kutschbock, beunruhigt durch die Finsternis.
„Huh“, sagte Inge, „das war vielleicht was … mir tut alles weh …“ sie hatte sich noch nicht beruhigt, wurde immer wieder von Gekicher erschüttert, und steckte Roger damit an, der war empfänglich für dergleichen.
„Jetzt hör doch endlich auf, haha“, sagte er und stieß sie in die Rippen.
„Haha“, antwortete Inge.
Auf dem Kutschbock des vorderen Gespannes saß Grand Mère und spähte hinaus in die Dunkelheit, sie hörte die Wälder murmeln. Da vorne schritt ihr Sohn Aslan, die Laterne schimmerte gelb, erhellte nur eine kleine Strecke des Weges, eben genug, dass der Mann sehen konnte, wohin es ging, und die Ochsen sicher führen. Grand Mère dachte an gar nichts, schaute nur auf die spiegelnden Ochsenrücken, gelegentlich in die Baumwipfel. Lang würde die Reise sein, die Reise durch die Nacht.
Drinnen lag Magdalena, Grand Mère hatte sie versorgt, sie fing an, Fragen zu stellen, aber Grand Mère hatte ihr gesagt, sie solle schlafen, und das tat sie dann auch, willig, denn der Kopf war ihr leicht, ganz leicht, als zöge die blaue Luft hindurch, mit weißen Federwölkchen, und die Beine schwer und ziehend wie altes, untergesunkenes Holz, das man aus dem Moot birgt.
Grand Mère saß ruhig auf der Kutschbank, die Hände in den Schoß gelegt, und fing mit geübten und unbewussten Körperbewegungen die Stöße des Wagens auf, die waren nur leicht, denn eben und gut gebahnt erstreckte sich der Weg.
Hinten in Rogers Wagen hockten die beiden Jungen, unter einer Decke, und streichelten die kleine schwarze Katze, die ließ sich das gefallen, obwohl sie eher Hunger haben musste als Bedürfnis nach Zärtlichkeit.
„Wir müssen ihr einen Namen geben“, meinte Waldemar ernsthaft.
„Ja“, antwortete Eluard, „oh ja …“ Er spürte das warme schwarze Fell unter seinen Händen. Wie weich so eine Katze war! Als hätte sie gar keine Knochen.
Die Wagenplane war einen Spalt weit zurückgezogen, so dass ein dünner Lichtschimmer hereinfiel, von den Sternen, gerade so viel, dass die Jungen gegenseitig ihre Gesichter erkennen konnten, als blasse Scheiben in der Dunkelheit, und wenn die kleine schwarze Katze sich umschaute, und das Licht in bestimmtem Winkel in ihre Augen fiel, dann glühten die auf, grünfunkelnd wie die Leuchtkäfer am Wege.
Waldemar seufzte und blickte hinaus. Der Weg zeichnete sich ab als undeutliches Band zwischen den Bäumen, darüber glitzerten die Sterne. „Ich bin gar nicht müde“, sagte Waldemar. „Weißt du, was wir machen? Wir bleiben einfach auf, die ganze Nacht …“
„Das ist gut“, sagte Eluard, „das machen wir.“
Sie würden aufbleiben, den Weg bewachen … aufregend war das.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 24.09.2022, © Verlag Peter Flamm 2022)