„Bald gibt es Kastanien“, sagte Lili sehnsüchtig. „Weißt du, was wir dann machen?“
Eluard schüttelte den Kopf.
„Wir suchen uns kleine Hölzchen und spitzen sie an, ja, und damit stecken wir die Kastanien zusammen, da kann man kleine Männchen draus machen und all so was …“
„Das ist hübsch“, sagte Eluard.
„Ja“, nickte Lili, „aber sie halten leider nicht lange, weißt du, sie verschrumpeln, und dann fallen sie auseinander … Aber schön ist es doch.“
„Wir sollten vielleicht wieder zurückgehen“, meinte Waldemar. „Die warten sicher schon auf uns …“
„Ja“, antwortete Eluard, und da die Hauskinder zögerten, fuhr er fort: „Wir sehen uns die Ochsen an, sie sind sicher schon bei den Wagen …“
Vom Weg her tönte ein sanftes Rauschen, das war ein Frauenkleid, und das helle Tappen nackter Füße, dann wurde Inge sichtbar zwischen den Bäumen.
„Aha, hier seid ihr, ich dachte es mir doch“, sagte sie, außer Atem. „Kommt nur schnell, es ist Zeit zu fahren.“ Sie blieb stehen auf dem Weg, schon wieder halb umgedreht, und wartete, dass die Kinder nachkämen.
„Ja, wir kommen“, rief Waldemar vergnügt und sprang los, Eluard gleich hinter ihm drein, und da Lili folgte, setzten sich Halbord und Jeremias auch in Bewegung, wenn auch widerstrebend.
„Ist denn Dietrich schon da?“ fragte Halbord im Laufen, und fügte hinzu, mit Importanz: „Nichts geschieht im Haus ohne Wissen des Hausherrn …“
„Jaja“, antwortete Inge flüchtig, über die Schulter, aber sie blieb nicht stehen, keine Zeit, sich über den anmaßenden Bengel zu ärgern …
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 20.07.2022, © Verlag Peter Flamm 2022)