Du hast da was

„Also, hier ist ein Dorf in der Nähe, weißt du, das heißt, es ist schon ein Stück entfernt, zwei Tagesreisen, na ja, es ist jedenfalls bewohnt, ja, und da war eine Frau, weißt du, die war schon bald so alt wie deine Mutter … nicht dass deine Mutter alt wäre, eine schöne Frau soll sie sein, sagt Elisabeth, selbst gesehen habe ich sie ja noch nicht … also, jedenfalls, die Frau von der ich rede, die hat gelebt in dem Dorf zusammen mit ihrem Mann, und haben sich gut vertragen die beiden, doch hatten sie keine Kinder … da haben sie sich sehr gegrämt drum, du weißt, wie das ist …“

Er schwieg, der Vater von Antonias Kind, und schabte eifrig an der hölzernen Achse, dass die Teilchen herunterrieselten als heller Staub, dabei arbeitete er mit dem ganzen Körper, aus den Schultern heraus, und die Beine schwangen mit.

Inge hatte sich hingehockt, am Fuß der Leiter, und schaute hinaus auf den Fluss, gelegentlich blinzelte sie nach oben, hinauf zu der Silhouette. Es war ihr warm, die Luft am Fluss war feucht, auch von dem Regen noch, und es tat gut, ein paar Knöpfe an der Bluse aufzumachen, um Kühlung zu haben …

„Also, jedenfalls“, fuhr der Vater von Antonias Kind fort, „sie bekamen keine Kinder, und gingen doch eifrig miteinander um, da sie Gefallen aneinander hatten, und war durchaus Stärke bei dem Mann, und Wille bei der Frau …“

Jaja, dachte Inge.

„Und eines Tages, da starb der Mann, hatte einen Unfall, auf dem Fluss, sein Boot kippte um, und er konnte nicht schwimmen … ist übrigens seltsam, viele Leute gibt es am Fluss, und überhaupt am Wasser, die können nicht schwimmen, und hätten es doch nötig am ehesten …“

Du kannst natürlich schwimmen, du ja, dachte Inge, und sie sah die kräftigen Schultern vor sich, wie sie mit ausholendem Armschwung die Wellen teilten, dass die Wasser sprühten.

„Da trauerte die Frau sehr, denn er war ihr lieb gewesen, der Mann, und eine Zeitlang blieb sie auch für sich, aber nicht sehr lange, denn wer mag schon gerne allein sein … Und da kam ein reisender Händler durchs Dorf, der war von ihrem Alter, so ungefähr, vielleicht etwas jünger, ja, den fragte sie, ob er bei ihr bleiben wolle, und das Haus und Tisch und Bett mit ihr teilen. Und der Mann war des Umherziehens müde, ja, sagte er, ich will wohl bleiben, und es einmal versuchen mit der Sesshaftigkeit, und er fand auch Gefallen an der Frau, die war hübsch anzusehen und wohl zu haben, ja …“

Er schwieg einen Augenblick, arbeitete heftiger mit dem Messer, dann fuhr er fort: „Ja, was soll ich dir sagen – gingen neun Monate dahin, da schenkte die Frau einem Kind das Leben, einem gesunden Mädchen, und war die Frau doch schon fünfunddreißig Jahre alt wohl … so hatte es an dem toten Mann gelegen, dem Ehemann, Vautrin hatte ihn geschlagen mit Unfruchtbarkeit, das gibt es …“

Du bist gemein gemein gemein, dachte Inge und blickte hinaus auf den Fluss, ihre Hand fingerte nervös an der untersten Sprosse der Leiter herum.

„Was ist?“ rief der Vater von Antonias Kind von oben herunter. „Hat sie dir nicht gefallen, meine Geschichte? Sie ist doch gut ausgegangen!“

„Doch“, rief Inge und fuhr wütend auf.

„Ich find auch, dass es eine schöne Geschichte ist“, sagte die Silhouette. „Weißt du, es gefällt mir, hier oben zu sitzen und Geschichten zu erzählen, einen schönen Ausblick hat man von hier oben …“

„Wieso …“ fragte Inge.

„Es sind die Obstgärten, die mir so gefallen“, sagte die Silhouette unvermutet schwungvoll, „die Apfelblüte, in weißer Pracht …“

„Hier blühen doch keine Äpfel“, sagte Inge, „ist nicht die Zeit“, und dann blickte sie dumm um sich und begriff, dass ihre Bluse weit offen stand und er von da oben ihre Brüste sehen konnte, wahrscheinlich schon die ganze Zeit …

„Jetzt langt’s mir aber!“ rief sie und sprang auf, „ich nehm dir die Leiter weg, na warte, dann kannst du ja sehn, wo du bleibst …“

„Nein! mach das nicht!“ rief er entsetzt und rutschte eilig das Rohr zurück, er war viel schneller, als Inge berechnet hatte, denn sie wollte ja wirklich die Leiter wegnehmen, das wollte sie, aber ehe sie noch richtig zupacken konnte, hatte er schon den Fuß auf die oberste Sprosse gesetzt, und dann kam er herunter, mehr rutschend als kletternd …

„Fass mich nicht an, ich warn dich“, fauchte sie und wich zurück, und er kam einen Schritt hinterher, da beugte sie sich hinunter zum Wasser und spritzte ihn nass, mit beiden Händen.

„Du —“ machte er, und sie kreischte und raffte ihren Rock und rannte die Böschung hoch, auf die nasse Wiese, da schnäbelten die Enten im Gras, und sie hörte, dass er ihr auf den Fersen war, dicht hinter ihr.

„Ich krieg dich“, rief er, und sie kreischte wieder und lachte, und dann verfing sich ihr nackter Fuß in einer Wurzel, und sie stürzte längelang ins Gras, dass die Enten schnatternd auseinanderstoben, und der Vater von Antonias Kind fiel auf sie drauf, so war das eben, er war ja hinter ihr gewesen, und dann zwickte er sie, an der Stelle über den Hüften, wo Frauen so besonders empfindlich sind, und sie kreischte und lachte und bekam keine Luft mehr und drehte sich um und rang mit ihm, um sich zu befreien, und dabei geriet sie an seine Hose, und sie spürte, dass da etwas Hartes war, ja, ganz hart und steil und fest …

Sie hörte auf, sich zu wehren, und er lag auf ihr und sah ihr in die Augen, und einen Augenblick schwiegen beide, dann sagte er: „Du hast da was …“

„Was?“ fragte sie, mit fliegendem Atem.

„Zwischen den Beinen“, sagte er. „Ich … will es sehen …“

„Ja“, sagte sie, und begann, ihren Rock hochzuziehen.

„Dreh dich um“, sagte er.

„Ja“, sagte sie, und sie drehte sich wieder um, dass sie auf die Knie kam, die Beine gespreizt, der Kopf auf den verschränkten Armen am Boden liegend, und er schob von hinten ihren Rock hoch, sie spürte seine Hände die Schenkel hinaufgleiten … dann ließ er sie los, sie blickte von unten zwischen ihren Beinen durch, er öffnete seinen Gürtel und die Hose, und sein Glied sprang hervor, es war nicht besonders groß, eher kurz, aber stramm und kräftig, eine dicke blaue Ader trat hervor, von dem schwarzen Haargebüsch an der Basis bis hoch zu der runden Kuppe, und Inge keuchte, wie schön er war, der Vater von Antonias Kind, ganz nackt, eine kräftige braune Gestalt, kniend, mit schmalen Hüften, und davor der steile Knüppel … „mach jetzt“, flüsterte sie, und er umfasste ihre Hüften und drang in sie ein, von hinten, und Inge stöhnte und blickte in das nasse Gras, und die Enten schnatterten.

(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 02.07.2022, © Verlag Peter Flamm 2022)