Schwarz stockte Nacht, der Regen rauschte herab, gleichförmig, nicht stark, rollte an den Gräsern ab, den Blättern, den Ästen, der Baumrinde, versickerte im Boden. Er sprach mit sich selbst, das wisperte und flüsterte, tuschelte und raunte, das war die Fülle der Geschichten.
Aslan lag draußen, vor seinem Wagen. Am Kutschbock hatte er zwei Zipfel seiner schweren Decke befestigt, die anderen Enden mit Hilfe zweier Äste hochgestellt; so besaß er ein Dach über dem Kopf, darunter er schlafen konnte. Ein Mann schläft vor seinem Wagen, nicht darinnen, so kann er ihn beschützen. Nur Gewitterstürme, Hagel, Platzregen und ähnliche Unbill können ihn davon abhalten.
Im Schlaf hörte er, wie der Regen in den Gräsern murmelte; ab und an brach die zusammengerollte Knospe eines Hälmchens auf, in der warmen Feuchtigkeit; das gab einen blitzenden Klang wie von einem winzigen Glöckchen. Der Regen rieselte, der Duft der nassen Erde floss trunken hinein in Aslans Schlaf, der weite Ozean erfüllt von grünem Leben. Eine Maus trippelte durchs Gras: unter den hohen Halmen ein Labyrinth von Gängen und Wegen, sauber ausgenagt, dort huschten die kleinen Tierchen umher, nach Nahrung suchend, und nach Liebe. Das war gefährlich, wie es das ganze Leben ist, schlank und wassergeschmeidig schleicht wohl der Marder durchs Gras, auch die Katzen suchen nach Beute, die geräuschlosen Katzen mit den leuchtenden Augen, und der Duft des Grases ist durchmischt mit dem nach Raubtier, dichtes Fell, das den Geruch der Sonne in sich trägt, zur finsteren Nacht.
Erfüllt ist Aslans Schlaf von einer endlosen Wiese, es perlen und blitzen die Regentropfen, und kleine Tiere schleichen, die kleinen Tiere des Schlafs, und Augen spähen, spähen nach Beute, den flüchtigen Worten im Traum.
Leise schnürt am Waldrand ein Fuchs entlang, hochbeinig, mit weichem Tritt. Er späht zu den Wagen hinüber, zu den schwarzen Tieren auf der Wiese, die feine Nase schnuppert unruhig, die Barthaare vorgestreckt. Er hält mitten im Lauf inne, eine Vorderpfote halb erhoben, so bleibt er stehen, erstarrt, für einen Augenblick. Dann wendet er sich ab, ohne Eile, und verschwindet waldeinwärts, im Unterholz.
Aslan dreht sich auf die andere Seite, ein Paar grüner Augen tanzt durch das Traummeer, die Wiese wispert.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 12.03.2022, © Verlag Peter Flamm 2022)