Frühe

Der Maître war früh wach, als erster, es trieb ihn wohl um. Er schritt im Untergewand, den Meisterrock über den Arm gehängt, durch die nasse Frühwiese zum Bach, wusch sich dort. Kalt war es … er kleidete sich rasch an, fröstelnd, und ging und kümmerte sich um sein Pferd, das still auf der Weide stand, mit nassen Flanken im Morgendunst. Er streichelte den schmalen Kopf, redete auf es ein, mit leichten Worten, dem Tier schwer von Bedeutung, dass es den Hals bog und leise schnaubte, über spielendem Vorderhuf; dann ging er und schritt auf der Wiese auf und ab, in Gedanken, das Kleid von Tau benetzt. Die Ochsen beobachteten ihn gleichgültig, vier schwarze Hügel, aus ihren Nasen quoll weißer Rauch, vermischte sich dem Frühdunst.

Geraschel und Knacken war noch im Wald: die Wildschweine wühlten im Unterholz. Der Maître spürte die Müdigkeit in seinem Kopf, so früh war es … die anderen schliefen noch, sie lagen in der Kühle, verhüllt, wie träumende Robben vor der Frühe des Meeres, Aslan hatte kurz den Kopf gehoben, als der Maître aufgestanden war, doch nichts gesagt, nur einen kurzen Blick geworfen und die Augen gleich wieder geschlossen.

Der Maître sah hinüber zu den Schlafenden. Vielleicht waren sie alle wach geworden, hatten nur kurz gelauscht nach dem fremden Geräusch, ohne die Augen zu öffnen? Sie waren gewohnt, unter freiem Himmel zu schlafen, kannten die Wälder und offenen Wiesen … jeder Tritt musste sie wecken. Sie waren zuhause auf den Wegen.

Und er? Der Maître zuckte die Achseln, seufzte. Dann nahm er seine Wanderung wieder auf, über die Wiese, hin und her, hin und her.

(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, dieser Ausschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 19.01.2022, © Verlag Peter Flamm 2022)