Die allerersten Opfer männlicher Gewalt sind und waren immer die Männer, und noch einmal die Männer, und noch einmal, und dann erst die Frauen. Bevor eine Frau irgendwo Opfer männlicher Gewalt wird, wo immer auf dem Planeten, sind es vor ihr drei Männer geworden.
Immer war es so. Jeder Mann war dessen Zeuge, der Junge war dessen Zeuge. Noch in der Kinderzeit des Jungen schlug das Pädovieh blind zu, in den Schulklassen. Schlug hinein in die Gesichter der Jungen. Die Mädchen saßen fromm und sittig zusammen auf ihrer Seite des Klassenzimmers und sahen zu. In die Kindergesichter stand eingeschrieben das Wissen: Jetzt kriegen sie es wieder ab, die schmutzigen Jungs. Wir nicht. Wir sind Mädchen. Wir werden nicht geschlagen. Wir sind fleißig und sauber. Wir sind unberührbar. Wir sind Mädchen. Das ist unser Verdienst. Wir sind die Sauberen, die Jungs sind die, die verprügelt werden.
Es ging auf dem Schulhof so weiter. Jungs lagen am Boden und krümmten sich unter Tritten, die Mädchen standen im Pulk beisammen und sahen zu. Wäre ein Mädchen zusammengeschlagen worden auf dem Hof, die Empörungsschreie hätten den ganzen Ort zusammengegellt. Die Mädchen höhnten im Kreischchor über vorübergehende Jungs. Die Jungs ignorierten das, so waren die Spielregeln. Hätte einer sich hinreißen lassen und zugeschlagen, er hätte einen ganzen Schulhof voll von Jungs auf dem Hals gehabt.
Die Mädchen wussten das, wussten das praktisch von Geburt an. Wir sind Mädchen, wir sind unberührbar. Und wenn wir doch einmal berührt werden, werden wir verteidigt. Von den starken Jungs, versteht sich.
Die höheren Schulen waren lange Zeit nach Geschlechtern getrennt. Offizielle Gründe wurden zahllose vorgeschützt, der wirkliche Grund war einfach. Die Pädoschwestern, die in den Mädchenschulen regierten, konnten dies dort unbeobachtet tun. Sie konnten die Mädchen schlagen, züchtig auf die Hände, versteht sich, niemals ins Gesicht, niemals auf den Hintern, wie es für die Jungs selbstverständlich war, und sie konnten sie terrorisieren, bis sie weinten. Das genossen die Pädoschwestern, die Mädchen zum Weinen zu bringen. Machtschwell! In gemischten Klassen wäre das ganz unmöglich gewesen. Ein Lehrer, der vor den Augen der Jungen ein Mädchen zum Weinen bringt! Unvorstellbar. Es war für die Jungs selbstverständlich, vor den Mädchen gedemütigt zu werden. Kannten sie nicht anders. Für die Mädchen war die Anwesenheit von Jungs ein Schutz. In den reinen Mädchenschulen kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen den Mädchen, zu Prügeln und Kneifen und Treten und Haarezerren. Sobald ein Junge zusah, hielten die frommen Wesen sittig sich zurück.
(Peter von Mundenheim, unveröffentlichtes Manuskript, ist uns sowas von klar, jetzt geht es hinein in den Bereich der politischen Inkorrektheit, also sowas geht ja gleich gar nicht, egal, dieser Abschnitt veröffentlicht auf dieser Seite 01.01.2022, ein frohes neues Jahr übrigens, © Verlag Peter Flamm 2022)