Neuer Tag

Hab heute Morgen aus dem Fenster gesehen, und da draußen war etwas Unbegreifliches im Gange, noch nie Gesehenes, noch nie Dagewesenes.

Doch. Ich bin noch immer erschüttert, und ihr könnt mir glauben, mich wirft so leicht nichts mehr um, alt wie ich bin, und was ich schon alles gesehen habe!

Aber was ich da draußen sah vor meinem Fenster, das überstieg alles Begreifen, niemals hätte ich so etwas für möglich gehalten.

Da draußen —

Mir fehlen die Worte, es recht zu beschreiben. Weiß nicht, ob überhaupt genug der Worte sind in der Welt, um dem Wunder gerecht zu werden, das sich da ereignete, und ein Wunder war es, ihr könnt mir das glauben.

Ein Wunder, wie es die Welt noch nicht sah, und ich durfte es schauen, mit meinen Augen aus Fleisch, mit meinen Augen aus Feuer.

Da draußen war ein brandneuer Tag.

Nicht irgendein Tag. Nein. Ein neuer Tag, ein nie dagewesener Tag, ein Tag, den diese Erde noch niemals gesehen hatte, und er war da draußen, der neue Tag, er erwachte, und gründete seine neues Reich auf der alten Erde.

Unbegreiflicher Wunder voll waren seine Gebreite, und alles war neu alles war jung, die ganze Schöpfung erwacht zu einem neuen Tag, und ich sah es, sah es mit Augen, er war neu, der Tag, es war ein Tag, noch niemals dagewesen auf der alten Erde, wie viele Tage waren nicht schon auf der Erde, dieser aber noch nie, dieser Tag war neu, und dies Geschenk, es wurde uns, unversehens, unbegriffen, das Wunder eines neuen Tages.

Und selbst das muffige Alter in meinen Knochen wollte nicht mehr verweilen im Klammen und stürzte hinaus, denn dort draußen war alles neu, dort draußen war ein neuer Tag.

Wer kann es fassen, ein solches Wunder?

(Geschrieben von Peter von Mundenheim für diese Seite, hier veröffentlicht 25.11.2021, © Verlag Peter Flamm 2021)