Zum Schluss standen sie alle vor einem Scherbenhaufen, denn sie mussten sich eingestehen, die Dinge waren an den Deutern einfach vorübergeschritten. Das machen die Dinge mit ihren Deutern immer, selbst „ihre“ Deuter sind den Dingen die Deuter immer nur in der Sicht der Deuter selber, denn für sich beachten sie die Deuter so gut wie nicht, die sind ihnen was sie sind, Vorkommnisse am Rande, gerade das aber kränkt so manchen Deuter als eine persönliche Beleidigung. Die Dinge sollen mich doch wenigstens beachten, denkt der Deuter, und fühlt sich dabei wie ein verschmähter Liebhaber, dessen Herzenskönigin von seinem Dasein zwar weiß, aber nichts wissen will.
In solch prekärer Lage sind die Deuter immer. Sie müssen zusehen, wie ihre Deute sich umstandslos einreiht in den Auftrieb der vorübereilenden Dinge, die Deute wird also Ding unter der Unzahl der anderen Dinge auch, und zwar für gewöhnlich ein ganz unauffällig Ding, ein ganz bedeutungsloses, eher mitschwimmend, gar mitgerissen werdend, selten einmal auch geschichtsmächtig, und dann schreit der Deuter gern, aber so habe ich das doch gar nicht gemeint, während andere Deuter ihm vorhalten, doch, genauso hast du das gemeint, die Genickschussanlage, die war in deiner Deute immer schon mitgemeint.
Der Deuter übrigens, dessen Deute zu fortzeugendem Ding wird, die Genickschussanlage ans Licht der Geschichte bringend, dieser Deuter vermag sich regelmäßig dem Zugriff seiner dinggewordenen Vision zu entziehen, sei es, er ist schon tot, wenn seine Deute endlich Ding wird, nämlich Genickschussanlage, oder er verzieht sich unauffällig in eine Ecke des Planeten Erde, der von besagter Dingwerdung erstmal verschont geblieben ist.
Wie auch immer.
(Von Peter von Mundenheim, aus einem unveröffentlichten Manuskript. Veröffentlichung dieses Ausschnitts 19.11.2021, © Verlag Peter Flamm 2021)